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DAS KONSISTORIUM GREIZ
Die nach dem Umsturz von 1918 vollzogene Trennung der Kirche vom Staate hatte auch das Ende des jahrhundertealten Fürstlichen Konsistoriums in Greiz zur Folge (Verzeichnis der dort ergangenen Akten: Nr. 1 dieses Bestands). Die nun staatsfreie evangelisch-lutherische Kirche in Reuß älterer Linie erhielt durch Beschluss ihrer Synode vom 28. Februar 1922 eine Verfassung, die in den Paragraphen 94 bis 96 die Zusammensetzung und den Geschäftsbe-reich des neuen Konsistoriums umreißt (Nr. 5 dieses Bestands). Die danach ergangenen Akten bilden den vorliegenden Aktenbestand (Aktenverzeichnisse: Nr. 2 bis 4).
Als letzte selbständige Landeskirche Thüringens schloss sich nach langem Widerstreben end-lich auch die evangelisch-lutherische Kirche in Reuß älterer Linie der Thüringer evangelischen Kirche an. Das geschah mit Wirkung vom 1. April 1934 (Nr. 16 bis 18 dieses Bestands; Thüringer Kirchenblatt A 1934 Nr. 3 Seite5).
Die Kirchgemeinden dieser ehemals selbständigen Landeskirche wurden mit dem Übergang in die Thüringer evangelische Kirche zum Kirchenkreis Greiz zusammengefasst. Das Konsis-torium zu Greiz hatte aufgehört zu bestehen.
DIE AKTENÜBERNAHME
Die Übersendung der Aktenregistratur des ehemaligen Konsistoriums an den Landeskirchen-rat in Eisenach geschah anfänglich auf Erfordern einzelner Sachbearbeiter je nach Bedarf. Eine größere Aktenmasse mit allgemeinem Inhalt wurde vom Oberpfarramt Greiz erst im Frühjahr 1941 nach Eisenach übersandtund alsbald ins Archiv des Landeskirchenrats über-nommen. Nach einem Übereinkommen verblieben damals jedoch die noch in Greiz lagernden Ortsakten des Konsistoriums "zum Handgebrauch beim Oberpfarramt in Greiz". Dort wurden sie mit den "Oberpfarramtsakten vereinigt". Nach einer Aufstellung vom 16.Mai 1941 waren es etwa 300 Aktenbände.
Im Juli 1946, gelegentlich des Aktenaustausches zwischen dem Archiv des Landeskirchenrats und den Thüringischen Staatsarchiven, wurden versehentlich auch die auf dem Pflugensberg angesammelten Akten des Konsitoriums Greiz mit verladen. Der Irrtum stellte sich unterwegs heraus, die Greizer Akten wurden in Weida aus dem Möbelwagen herausgenommen und in eine Seitenkapelle der Stadtkirche in Weida eingelagert. Die Nachkriegsschwierigkeiten ließen das Zurückbringen nach Eisenach erst im Februar 1951 zu.
Im Archiv des Landeskirchenrats wurden die Akten erneut geordnet und auf ihre Vollständig-keit geprüft. Eine Niederschrift vom 20. Februar 1951 gibt an, welche Nummern des alten Bestandsverzeichnisses damals fehlten. Auf ein Ersuchen um Ablieferung der Ortsakten teilte das Oberpfarramt Greiz am 5. November 1951 mit, dass im April 1944 nach einer Neuord-nung der Superintendenturbezirke die Akten über mehrere Orte (Crispendorf, Friesau, Mö-schlitz, Neundorf, Pahnstangen, Plothen, Remptendorf, Röppisch, Zoppoten,; schon im No-vember 1941: Mönchgrün) an die Superintendentur Schleiz gesandt worden seien. Eine An-zahl von Akten sei übrigens am 22.November 1941 vernichtet worden (Hohenleuben für
Mehla, Brückla pp.; Elsterberg für Görschnitz und Sachswitz; Gahma für Rauschengesees; Schleiz; Ebersgrün für Wolfshain; zusammen sieben Aktenstücke, "da wertlos").
Die Akten aus Greiz (234 Stücke) trafen am 18. Juni 1952, ein Teil der nach Schleiz abgege-benen Akten (32 Stücke) am 10.September 1952 beim Archiv ein. Der Superintendent zu Schleiz bemerkte dazu in seinem Schreiben vom 26.August 1952, er habe längst nicht alle angeforderten Aktenbände finden können, auch gebe es bei den Titeln von Crispendorfer Ak-ten Unstimmigkeiten.
Die Bearbeitung ergab, dass die meisten der nach Schleiz abgegeben gewesenen Akten in der Weise verändert worden waren, dass jeweils mehrere Aktenbände über Angelegenheiten des-selben Ortes zu einem neuen Bande zusammengeheftet wurden. Da das unrichtig erschien, wurden die ursprünglichen Zustände möglichst wiederhergestellt. Auch dann freilich fehlten noch insgesamt 10 Akten der genannten Orte des neuen Superintendenturbezirks Schleiz.
Sie müssen als verloren angesehen werden.
Nr. 3 dieses Bestands enthält ein Verzeichnis aller nicht mehr vorhandenen Akten.
(Aktenübernahmeakten des Landeskirchenrats A 150 e).
DIE BEARBEITUNG DES AKTENBESTANDS UND SEINE VERZEICHNUNG
Bis zum Jahre 1931 hatte das Greizer Konsistorium seine Akten in herkömmlicher Weise ge-heftet. Dann ging die Behörde zur Verwendung von "Einhakheftern" über (Nr. 62 dieses Be-stands).
Da die metallenen Bestandteile solcher Hefter Rostschäden verursachen, waren die Metallteile bei der Neubearbeitung im Archiv zu entfernen; die Aktendeckel konnten beibehalten und mit Bindefäden versehen werden. Zahlreiche Nummern wurden auch geheftet.
Bei der Einführung der Einhakhefter waren bei zahlreichen Aktennummern zweite Bände angelegt worden, die bei der Auflösung der Behörde im Jahre 1934 in vielen Fällen erst auf wenige Blätter angewachsen waren; diese wurden bei der Neubearbeitung in die vorausge-henden Bände eingeheftet.
Die in den Anfangsjahren entstandenen Akten waren meist zutreffend betitelt, die später angelegten dagegen großenteils mit so wenig zutreffenden Titeln versehen, dass diese ergänzt oder berichtigt werden mussten.
Das fünfte Kapitel: Verschiedenes, war unübersichtlich und auch unvollständig, da zahlreiche später entstandene Akten noch nicht in das Verzeichnis aufgenommen waren. Mehrere Akten-stücke sind erst während der Neubearbeitung gebildet worden.
Alle diese Umstände machten es notwendig, den Aktenbestand vollständig neu zu ordnen.
Ältere Aktenbestandteile sind enthalten in Nr. 547 (1853 Abschrift), Nr. 683 (1890 Ab-schrift), Nr. 249 (1910 Abdruck), Nr. 85 (1908 Abdruck), Nr. 523 (1911 Abschrift), Nr. 711 (1916 ff Kirchrechnungen), Nr. 716 (1918), Nr. 18 (1919), Nr. 341 (1919), Nr.503 (1919 Kirchrechnungen).
Eisenach, den 30. Mai 1959
Dr. Schäfer
Anmerkung:
Die Abschrift der "Vorbemerkung" von 1959, verfasst vom damaligen Archivleiter Dr. Schä-fer (s.oben), wurde aus dem Orginal-Findbuch unverändert übernommen
Das Findbuch selbst wurde im September 2013 retrokonvertiert und steht seit dem 25.09.2013 für Recherchen im Internet zur Verfügung (Archivportal Thüringen, inkl. Verknüpfung (Hy-perlink) auf der Internetseite des Eisenacher Landeskirchenarchivs).