Preface
Institutionsgeschichte
Ab Sommer 1940 sollte das im Schwarzatal gelegene Bergschloss Schwarzburg zu einem „Gästehaus des Deutschen Reiches“ umgebaut werden. Ein ursprünglicher Plan, die Schwarzburg für die Unterbringung des beim deutschen Einmarsch in Belgien im Mai 1940 inhaftierten Königs Leopold III. und seiner Familie umzubauen, kam nicht zur Ausführung. Am 22. Oktober 1941 gelangte Schloss Schwarzburg durch einen Übereignungsvertrag mit dem Land Thüringen in das Eigentum des Deutschen Reichs. Zuvor wurden die verbliebenen Nutzungsrechte des Schwarzburger Fürstenhauses abgelöst. Fürstin Anna Luise von Schwarzburg, die im Zuge der Vermögensauseinandersetzungen mit dem Land Thüringen ein lebenslanges Nießbrauchsrecht an ihrer bevorzugten Sommerresidenz erhalten hatte, musste das Schloss Schwarzburg im Juni 1940 innerhalb kürzester Frist räumen.
Für den Umbau zu einem Reichsgästehaus war der Architekt Hermann Giesler zuständig, der seit 1938 als „Generalbaurat für die Hauptstadt der Bewegung“ (München) wirkte; unter seiner Leitung hatten u. a. auch die Errichtung des sogenannten „Gauforums“ in Weimar (ab 1936, kriegsbedingt nicht fertiggestellt) sowie der Umbau des Weimarer Traditionshotels „Elephant“ (1937) gestanden. Die „Bauleitung zur Umgestaltung des Schlosses Schwarzburg“ setzte sich aus Landesbeamten zusammen und stand unter Leitung des Regierungsbaurats Orlamünder. Bei Hermann Giesler und seinem Stab lag die gesamte Bauplanung und die Oberaufsicht über das Bauvorhaben. Zunächst sollte Schloss Schwarzburg laut Führerbefehl innerhalb von nur wenigen Monaten als benutzbar wiederhergestellt werden, doch rückte die anfängliche Priorität des Bauvorhabens angesichts des Krieges immer mehr in den Hintergrund. Im März 1942 erging schließlich durch den Generalbevollmächtigten für die Regelung der Bauwirtschaft, Reichsminister Albert Speer, die Anordnung zur Einstellung der Umbauarbeiten. Mit Abschluss der notwendigsten Sicherungsarbeiten kam das Projekt im September 1942 dann vollständig zum Erliegen.
Überlieferung und Bearbeitung
Anfang 1943 wurde das Thüringische Kreisbauamt Rudolstadt mit der Aufsicht über das Schloss, die baulichen Nebenanlagen und die dort noch vorhandenen Baustoffe beauftragt. Damit gelangten die Unterlagen der „Bauleitung zur Umgestaltung des Schlosses Schwarzburg“ an diese Behörde, die sie nach 1945 in mehreren Ablieferungen an das Staatsarchiv Rudolstadt abgab. Aus diesem Grund befinden sich auch insgesamt vier Mappen mit Unterlagen der „Bauleitung zur Umgestaltung des Schlosses Schwarzburg“ im Bestand „5-34-1260 Thüringisches Kreisbauamt Rudolstadt“ (dort Mappen 9/100, 9/102, 9/246 und 9/246/1), während der Großteil der Pläne zum Schlossumbau erst im Zuge der Erstellung des vorliegenden Findbuchs erfasst und verzeichnet wurde. Von einer theoretisch gebotenen Zusammenführung aller Bauunterlagen unter der Provenienz „Bauleitung zur Umgestaltung des Schlosses Schwarzburg“ wurde allerdings abgesehen, da die im Bestand des Kreisbauamtes Rudolstadt überlieferten Karten und Pläne zum Umbau der Schwarzburg in den zurückliegenden Jahren häufig benutzt wurden und folglich unter dieser Quellenangabe auch schon in die einschlägige Literatur eingegangen sind. Bei Archivrecherchen zum Umbau des Schlosses Schwarzburg sollten deshalb unbedingt beide Bestände herangezogen werden.
Der Bestand „5-21-2010 Bauleitung zur Umgestaltung des Schlosses Schwarzburg“ wurde im Rahmen eines Werkvertrages im Zeitraum vom 21. März – 19. Mai 2006 durch Herrn Dipl.-Museologe (FH) Enrico Göllner mit Hilfe des Archivprogramms AUGIAS verzeichnet. Er umfasst nach Abschluss der Bearbeitung 575 Archivalieneinheiten mit einem Umfang von 0,4 lfm.
Im Jahr 2021 wurde der Bestand digitalisiert und liegt seitdem zu Einsichtnahme unter folgendem internen Link vor: I:\Grafiken\22\5-22-2010 Baul.
Die Pläne und Karten wurden in vier verschiedene Größenklassen eingeteilt, die aus der Bestellnummer ersichtlich werden:
Größenklasse Umfang
A bis 59,4 cm x 42,1 cm (DIN A 2)
B bis 84,1 cm x 59,4 cm (DIN A 1)
C bis 118,9 cm x 84,1 cm (DIN A 0)
K bis 29,7 cm x 21,0 cm (DIN A 4).
Sie wurden im Januar 2010 entsprechend dieser Größenklassen neu verpackt und revidiert.
Benutzungshinweis
Wenn zu einer Archivalieneinheit eine oder mehrere inhaltsgleiche Kopien vorhanden sind, so wird dies jeweils angegeben. Das Original wird dann aus Bestandsschutzgründen nicht zur Benutzung vorgelegt. In diesen Fällen muss von vornherein eine Kopie bestellt werden; die Bestellsignatur ist dann um ein „K“ oder „Kopie“ zu ergänzen (Beispiel: „C 123-K“ bzw. „C 123-Kopie“).
Vor der Auslösung von Reproduktionsaufträgen ist der Benutzerdienst zu konsultieren.
Zitierweise (Beispiel)
Thüringisches Staatsarchiv Rudolstadt, 5-21-2010 Bauleitung zur Umgestaltung des Schlosses Schwarzburg, C 123.
Literatur (Auswahl)
Enrico Göllner: Die Umbaumaßnahmen des Schlosses Schwarzburg in Thüringen zum Reichsgästehaus. Grundlagen für eine Museumspublikation, Leipzig 2005 (= Diplomarbeit an der Hochschule für Technik, Wirtschaft und Kultur Leipzig, Fachbereich Buch und Museum, Studiengang Museologie).
Peter Tandler: Die Sicherung des Hauptgebäudes der Schwarzburg, Jena 1990 (= Diplomarbeit).
Volker Wahl: Schloss Schwarzburg als Gästehaus der Reichsregierung 1940 bis 1945 (erscheint in den „Rudolstädter Heimatheften“ 2006).
Rudolstadt, den 17.08.2021