Bestandssignatur
3-94-1040
Laufzeit
1920 - 1968
Umfang
2,10 lfm
Findmittel
Inhalt
Erich Martin wurde am 7. November 1890 in Ebersdorf (Kreis Lobenstein) als Sohn eines Apothekerehepaares geboren. Nach dem Besuch der Humboldtschule (Oberrealschule) in Erfurt studierte er von 1910 bis 1914 in Jena und München Geographie, Geologie, Biologie und Mathematik. Am 20. Juni 1919 promovierte er zum Dr. phil. mit der Dissertation "Beiträge zur Morphologie des Frankenwaldes". Anschließend legte er das Staatsexamen für das höhere Lehramt ab.
Der Einführung in die Lehrpraxis dienten vorübergehende Unterrichtserteilungen an höheren Schulen in Niesky und Gera. Im Herbst 1920 siedelte Dr. Martin nach Greiz über, wo er als Fachlehrer für Erdkunde, Biologie und Mathematik vorerst am damaligen Städtischen Gymnasium, von Frühjahr 1923 bis April 1945 an der Greizer Aufbauschule und von Oktober 1945 bis Ende August 1956 an der heutigen Erweiterten Oberschule "Theo Neubauer" tätig war. Außerdem übte er im Schuljahr 1950/51 die Funktion eines Pädagogischen Schulrates für Biologie an der Zweigstelle Weimar des Pädagogischen Zentralinstituts der DDR aus.
Neben seiner beruflichen Tätigkeit war er seit 1923 maßgeblich beteiligt an dem Wirken der Landesgruppe Thüringen des Verbandes deutscher Schulgeographen, der Ortsgruppe Greiz des Zweigausschusses Thüringen des Verbandes für deutsche Jugendherbergen sowie des Vereins der Naturfreunde zu Greiz. Vom Jahre 1924 ab unterstützte er die Belange des Naturschutzes im Land Thüringen sowie im Stadt- und Landkreis Greiz. Auch trat er seitdem mit zahlreichen Veröffentlichungen über seine Fachgebiete hervor. Im Jahre 1939 übernahm er die Leitung der Wetterbeobachtungsstation zweiter Ordnung in Greiz.
Nach der Zerschlagung des Faschismus im Jahre 1945 stellte Dr. Martin sein umfangreiches Wissen und seine Erfahrungen dem antifaschistisch-demokratischen Neuaufbau zur Verfügung. Seit 18. November 1945 war er Mitglied der LDPD. Er hatte Anteil an der Neugestaltung des Greizer Kulturlebens sowie bei der Wiedereröffnung der Greizer Schulen und der Ausbildung von Neulehrern. Er setzte sich für die Förderung der Gründung des Kulturbundes ein und gab richtungsweisende Impulse für die den fortschrittlichen Aufbaumaßnahmen entsprechende Durchsetzung des Naturschutzes. Ebenso vorbildlich unterstützte er die Weiterführung des antifaschistisch-demokratischen Neuaufbaus in der Folgezeit.
Seit der im Juli 1952 durchgeführten Reorganisation der staatlichen Organe der Arbeiter-und-Bauern-Macht (Verwaltungsreform der DDR) konzentrierte sich das vielseitige Wirken von Dr. Martin auf den Bezirk Gera und den heutigen Kreis Greiz. Fortan betätigte er sich beispielgebend bei der Lehrerausbildung in den Fachgebieten Biologie und Geographie (1952-1954), bei der sozialistischen Umgestaltung des Museumswesens (1952-1966), in der Kommission zur Verbreitung wissenschaftlicher Kenntnisse beim Kreisverband Greiz des Kulturbundes (1952-1955), in der Bezirksorganisation Gera und im Kreisverband Greiz des Kulturbundes (bis 1968), in zentralen und regionalen Arbeitsgemeinschaften und Fachausschüssen für Geologie, Mineralogie und Botanik (bis 1968) und in Kommissionen und Arbeitsgemeinschaften der Natur- und Heimatfreunde des Kulturbundes (bis 1968). Besondere Verdienste erwarb er sich bei der Lösung von Aufgaben und der Durchführung der Kultur- und Bodendenkmalpflege, des Naturschutzes und der Landschaftserschließung. Infolge des Erreichens der Altersgrenze erfolgte mit Abschluss des Schuljahres 1955/56 das Ausscheiden aus dem aktiven Schuldienst.
Seitdem widmete sich Dr. Martin in verstärktem Maße der Forschungstätigkeit. Unmittelbar vor seinem Ableben (am 31. Juli 1968 in Greiz) vollendete er das Manuskript seines letzten Werkes, seiner geologischen Beschreibung des Kreises Greiz und dessen Umgebung. Diese Arbeit fand nach fachgemäßer Überarbeitung durch Studienrat Theo Ficker unter dem Titel "Kleine Geologie des Kreises Greiz" im Jahre 1972 in der Schriftenreihe der Staatlichen Museen Greiz ihre erste Drucklegung (zweite Auflage im Jahre 1976). Die genannte Museumsschrift enthält auch eine Zusammenstellung der Veröffentlichungen von Dr. Martin.
Bestandsinhalt:
Landesgruppe Thüringen des Verbandes deutscher Schulgeographen.- Fachausschüsse für Geologie, Mineralogie und Botanik.- Forschungen zum Jugendherbergswesen.- Forschungen zu Ortsnamen, Flurnamen und Straßennamen.- Ortsgeschichtliche Forschungen.- Naturschutz und Naturdenkmale im Bezirk und Kreis Greiz.- Wissenschaftliche Korrespondenz.- Fotos.- Kartenwerke.
Zitierempfehlung:
Landesarchiv Thüringen - Staatsarchiv Greiz, 3-94-1040 Nachlass Dr. Erich Martin, Nr.