Laufzeit

1935-1962

Umfang

8 VE

Findmittel

Online-Findbuch

Inhalt

Markwitz, Alfred Cölestin (1883 -1964)
Markwitz war antifaschistischer Widerstandskämpfer in Berlin und nach dem Krieg einige Jahre Bürgermeister/Stadtrat in Eisenach
Vater: Josef Markwitz, Großhändler, 1940 Ehe mit Luise Marie Martha Terletzki (3 Kinder);Markwitz besucht bis 1901 das Andreas-Realgymnasium in Berlin, absolviert dann eine kaufmännische Lehre, um anschließend im elterlichen Geschäft zu arbeiten. 1914 zum Kriegsdienst eingezogen, wurde er 1916 schwer verwundet. Von 1916-1933 war er in leitender Stellung bei der Fa. Ludwig Löwe &Co. AG in Berlin tätig. Nach 1933 war Markwitz der führende Kopf des sozialdemokratischen Widerstandes in Berlin, wurde verhaftet und zu einer Zuchthausstrafe verurteilt. 1940 kam er nach Eisenach. Er wurde 1945 Leiter des Ernährungs- u. Wirtschaftsamtes, 1946 Stadtrat und vom 1.10. 1947 bis 4.1. 1951 Bürgermeister in Eisenach, verantwortlich für das Dezernat Bildung und Kulturwesen. Er ging 1951 in Ruhestand.Markwitz, seit 1908 Mitglied SPD, bekleidete verantwortliche politische Funktionen, hatte 1918 Verbindung mit dem Spartakusbund und war Mitglied im Arbeiter- und Soldatenrat Berlins. Er setzte sich nach 1945 für den Zusammenschluß von KPD und SPD ein, war seit 1946 Mitglied der SED und engagierte sich für die Wiederbelebung der Kultur in Eisenach nach dem Krieg, u.a. für die Wiedereröffnung und Entwicklung des Landestheaters (er gewann die schlesische Philharmonie für das Eisenacher Theater), fürden Wiederaufbau zerstörter Schulen, des Bach- und des Lutherhaus; er gründete die Ortsgruppen des Kulturbundes, war Vorsitzender der Volksbühne, arbeitete aktiv im Kulturbund und war 1951 Sekretär - später Vorsitzender und Ehrenvorsitzender des Kreisfriedensrates.Er erhielt zahlreiche Würdigungen: Dt. Friedensmedaille, Ernst-Moritz-Arndt-Medaille, Medaille Kämpfer gegen den Faschismus, Ehrenbürger Eisenachs, Vaterländischen Verdienstorden in Bronze, Benennung der Alfred-Markwitz-Straße. Im Bestand 40.5.03.03 des Stadtarchivs Eisenach, 1994 von Felix Humberg, dem früheren Stadtchronisten erworben, befanden sich zahlreiche Papiere, die eindeutig aus der Provenienz Alfred Markwitz stammen. Im Einzelnen befanden sich "Markwitziana" in folgenden Teilbeständen des Bestandes 40.5.03.03: 40.5.03.03 Mappen 1933-1936, 1938, 1943, 1946, 1947, 1948, 1949, 1959, 1951, 1952, 1953, 1954, 1955, 1958, 1959 und 1962. Humberg hatte offenbar nach dem Tod Markwitz' dessen Nachlass übernommen. Anstatt ihn aber in einen geschlossenen Bestand zu überführen, hat Humberg die Papiere jahresweise geordnet und seiner zeitgeschichtlichen Sammlung - pro Jahr eine oder mehrere Mappen, die Schriftstücke verschiedener Provenienz enthalten - zugefügt. Das Material wurde im Frühjahr 2010 von Reinhold Brunner aus dieser Sammlung separiert, um daraus einen Nachlass Markwitz zu bilden. Der Nachlass wurde am 26./27.7.2010 von Reinhold Brunner verzeichnet. Die "Markwitz-Papiere" widerspiegeln sein politisches Denken und Handeln vor und nach 1945 und den Wandel, dem es unterworfen gewesen ist. Markwitz pflegte, offenbar bis an sein Lebensende, seine Kontakte zu ehemaligen Mitkämpfern aus der Zeit des gemeinsamen Widerstandes gegen die NS-Diktatur. Im Schriftwechsel mit ihnen offenbart sich auch immer wieder eine gewisse Skepsis gegen die Art und Weise der Einigung der Arbeiterparteien. Aus "Vernunftgründen" stellte er aber seine diesbezüglichen Zweifel zurück. In derFolge wurde er mehr und mehr in die Strukturen des "bürokratischen Sozialismus" integriert und schließlich zu einer "Galionsfigur" der örtlichen und überregionalen SED. Die Ambivalenz dieses politischen Lebens widerspiegeln die Papiere, deren Wert auch darin besteht, dass sie sozialdemokratischen Widerstand und den Umgang mit ihm nach 1945 dokumentieren.