Vorwort

Die Forstverwaltung war der letzte wichtige Behördenzweig, der von den Gebieten der Einzelstaaten 1921 auf das Land Thüringen übernommen wurde. Die Organisation der Forstämter unterlag besonders in den 1920er Jahren vielen räumlichen Gebietsumwandlungen, ihre Anzahl verringerte sich durch ständige Forstamtszusammenlegungen. Die Oberförstereien der beiden ehemaligen schwarzburgischen Fürstentümer Schwarzburg-Sondershausen und Schwarzburg-Rudolstadt wurden als "Thüringische Forstämter" weitergeführt.
Die Forstämter, als untere Forstbehörden unterstanden seit 1924 unmittelbar dem Finanzministerium, das sie durch seine Forsträte in sechs Forstaufsichtsbezirken (Altenburg, Eisenach, Hildburghausen, Ilmenau, Meiningen und Weimar) überwachen ließ. Das Thüringisches Forstamt Großbreitenbach gehörte zumForsteinrichtungsamt Meiningen, welches seit 1. Oktober 1924 für ganz Thüringen zuständig war. Die ebenfalls unmittelbar dem Finanzministerium nachgeordnete Versuchsstelle für forstliche Bodenkunde an der Universität Jena ist 1930 aus dem Forsteinrichtungsamt hervorgegangen. Sie hatte die Aufgabe, die Waldböden wissenschaftlich zu untersuchen, um Grundlagen für die Forstwirtschaft zu schaffen. Durch die Forstordnung vom 17. September 1930 erfolgte eine Umstrukturierung der unteren Forstbehörden in der Weise, dass der Amtsbereich der Forstämter nun nicht allein die Staatsforsten, sondern auch Gemeindefluren und Körperschaftswaldungen umfasste und die Forstamtsorganisation sich so über alle Teile des Landes erstreckte.
Unter Aufhebung einer Reihe von Forstämtern erfolgte in den Jahren von 1946 bis 1949 eine Neugliederung des Landes in 89 Einheitsforstämter die Staats- und Korporationswaldungen bewirtschafteten und die Privatholzungen beaufsichtigen. Bei Auflösung von weiteren 17 Forstämtern wurde am 1. Oktober 1949 eine erneute völlige Umorganisation der unteren Forstbehörden durchgeführt. Es entstanden 17 Kreisforstämter, die sich in der Ausdehnung mit einem Landkreis deckten und denen die bisherigen Forstämter als Oberförstereien unterstellt wurden. Einen Abschluss fand die Umstellung des Forstwesens erst nach Auflösung der thüringischen Landesverwaltung durch die Umwandlung der Kreisforstämter in "Staatliche Forstwirtschaftsbetriebe" am 1. Januar 1953, die als volkseigene Betriebe mit wirtschaftlicher Rechnungsführung arbeiteten. Das Thüringische Forstamt Großbreitenbach wurde eine Oberförsterei des Kreisforstamtes Arnstadt und ab 1953 dem Staatlichen Forstwirtschaftsbetrieb Ilmenau nachgeordnet.
Der im vorliegenden Findbuch verzeichnete Bestand gelangte im Jahre 1963 durch eine geschlossene Abgabe des Staatlichen Forstwirtschaftsbetrieb Ilmenau in das Thüringische Staatsarchiv Rudolstadt. Über die seiner Zeit zur Anwendung kommenden Auswahlkriterien liegen keine Unterlagen vor. Meist handelt es sich jedoch um Forstnutzungs- und Forstkultivierungssachen, Grundstücksangelegenheiten, mehrere Forstrechnungen, Akten zum Nichtstaatswald und zur Jagd bzw. Fischerei, sowie auch Verwaltungs- und Personalunterlagen. Mitte der 60er Jahre wurde anhand des Sachbetreffs der Akten der Aktentitel gebildet und die 287 Archivalien in einer Findkartei mit Gliederung erschlossen. In dieser Kartei wurden nur selten Vermerke zum näheren Inhalt einer Akte angegeben.
Weiteren Zuwachs erhielt der Bestand Anfang des Jahres 2002 durch eine Aktenabgabe aus dem Thüringischen Staatsarchiv Meiningen und durch eine Zusammenführung mit dem Bestand Thüringische Oberförsterei Großbreitenbach. Die Überlieferung der Oberförsterei geht von 1953 bis 1959 und gilt aus archivischer Sicht als eine Nachprovenienz des Forstamtbestandes.
Der zeitliche Umfang weiterer Vorgänge geht wiederum bis in die Zweite Hälfte des 19. Jahrhunderts zurück. Die betreffenden Akten der Vorläufer- sowie Nachfolgerinstitutionen sind an die fortlaufende Nummerierung des bestehenden Forstamtsbestandes Großbreitenbach angeschlossen und in den Verzeichnungseinheiten unter "Provenienz" und
"Alte Archivsignatur" näher bestimmt worden, z.B.
Provenienz: Schwarzburgische Oberförsterei Großbreitenbach, Alte Archivsignatur: 1052 b
Provenienz: Thüringische Oberförsterei Großbreitenbach, Alte Archivsignatur: 1
Die Umsetzung des Erschließungsprojektes begann im April 2002 mit der technischen Bearbeitung und Reinigung des Bestandes. Alle Archivalien lagern nach der Etikettierung in speziellen säurefreien Kartons, die eine langfristige Konservierung des Bestandes gewährleisten sollen. Bei der Erfassung in der AUGIAS-Datenbank fandeine erweiterte Verzeichnung durch Enthält-Vermerke statt. Die Gliederung der alten Kartei konnte als Grundlage für die Klassifikation in die Datenbank übernommen werden(Inhaltsverzeichnis).
Sie wurde aber in den Hierarchiegruppen Personalangelegenheiten, Grundstücksangelegenheiten und Forstwirtschaft um jeweils drei bzw. vier Unterpunkte ergänzt. Um die Recherchemöglichkeiten des Findbuches zu verbessern, wurden die Verzeichnungseinheiten chronologisch aufgelistet und im Anhang ein Register zu Personen- und Ortsnamen und eine Konkordanz zur Registratursignatur sowie zur alten Archivsignatur angefügt.
Der Gesamtumfang des Bestandes beträgt nach Abschluss der Bearbeitung 3,3 lfm mit 303 Akteneinheiten. Die Endredaktion des Findbuches wurde im Oktober 2002 abgeschlossen.

Bei der Zitierweise sind die Bestandsbezeichnung und die Signatur anzugeben.
Beispiel: Thüringisches Forstamt Großbreitenbach, Nr. 100


Rudolstadt, im Oktober 2002

Katrin Hertwig
(Auszubildende)