Vorwort

Bestandsgeschichte/ -beschreibung:
Das Archiv der Stadt Gebesee kam vor 1960 im Zuge der Abgaben von Archivbeständen der Gemeinden des Kreises Erfurt-Land an das Kreisarchiv Erfurt-Land. Bis in die 1980-er Jahre gab es mehrere Ergänzungsabgaben. Nach der Auflösung des Kreises Erfurt-Land im Jahre 1994 gelangte der Bestand im Zuge der Gebietsreform in Thüringen an das Kreisarchiv Sömmerda. Im Jahr 2000 konnte ein Depositalvertrag zwischen dem Landkreis Sömmerda und der Stadt Gebesee über die Archivierung des Stadtarchivs Gebesee im Kreisarchiv Sömmerda abgeschlossen werden. Der Bestand hat heute einen Umfang von 40 lfm. Das älteste Originalschriftstück ist eine Urkunde aus dem Jahr 1434. Relative Kontinuität in der Überlieferung setzt ab der Mitte des 17. Jahrhunderts ein.
Das vorliegende Findbuch entstand im Jahr 2012 im Rahmen eines durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) geförderten Projekts zur Retrokonversion historischer Findmittel. Die Daten wurden von Uwe Rommeley mit Hilfe der Datenbank FAUST erfasst. Vorlage war eine handschriftliche Findkartei, die vor 1980 angelegt wurde. Der damalige Bearbeiter ist unbekannt. Ein Ordnungs- bzw. Klassifikationsschema existierte nicht. Allerdings war die in DDR-Archiven übliche Gliederung in A-Bestand (für die Zeit vor 1945) und B-Bestand (für die Zeit nach 1945) vorhanden.
Der Bestand wurde im Zuge der Digitalisierung geordnet. Dafür wurde ein Klassifikationsschema im Kreisarchiv Sömmerda erarbeitet. Die Grundlage dafür bildeten verschiedene Aktenpläne für Städte und Gemeinden, v. a. der "Aktenplan zur Ordnung der Gemeindeakten" aus dem Verlag R. Borkmann, Weimar von 1935 sowie der "Einheitsaktenplan für die Räte der Städte und Gemeinden in der Deutschen Demokratischen Republik" von 1964.
Die Gliederung in A und B-Bestand wurde beibehalten und spiegelt sich in der Klassifikation wider. Im Bestand befinden sich sowohl Akten der Stadt als auch des Rittergutes Gebesee. Die Vermischung beider Provenienzen hat vermutlich schon vor 1945 stattgefunden und war nicht mehr aufzulösen. Soweit eine eindeutige Zuordnung zur Provenienz Rittergut Gebesee feststellbar war, wurde diese angegeben.
Der Bestand hat einen Umfang von 40,5 lfm. mit insgesamt 3.934 Verzeichnungseinheiten, davon 27 Urkunden.

Benutzungshinweis:
Der Bestand enthält Akten, die aus Gründen des Personenschutzes mit einer Schutzfrist versehen sind. Für deren Benutzung ist ein Antrag auf Verkürzung der Schutzfrist gemäß § 17 Abs. 5 Thüringer Archivgesetz notwendig.
Bei 60 Akten/Urkunden lässt der Erhaltungszustand eine Benutzung nicht zu.

Zitierweise:
Kreisarchiv Sömmerda, Stadt Gebesee Nr.

Geschichte:
Gebesee wird erstmals unter den zum Besitz des Klosters Hersfeld gehörigen Gütern im sogenannten Breviarium sancti Lulli 775-815 schriftlich erwähnt. Ältere Ortsbezeichnungen sind auch Gebese, Gebisehe, Gebehausen.
Städtische Verwaltung (Rat der Zwölfer, Ratsmeister) ist ab dem 15. Jahrhundert nachweisbar. Seit der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts wird Gebesee als Flecken bezeichnet; aber erst im 19. Jahrhundert, nach Einführung der preußischen Städteordnung, zur Stadt erhoben. Die Gerichtsbarkeit lag bis in das 19. Jahrhundert beim im Ort ansässigen Rittergut (Schlossgut). Gerichtsherren waren u. a. die Herren von Kerstlingerode, von Werthern, von Rahna, von Oldershausen und von den Brincken. Neben dem Schlossgut waren noch weitere schriftsässige Freihöfe und amtssässige Rittergüter vorhanden.
1354 erwerben die Landgrafen von Thüringen Gebesee zur Hälfte vom Kloster Hersfeld, ab 1407 werden sie alleinige Besitzer. Von 1485 bis 1815 der albertinischen Linie der Wettiner zugehörig fällt der Ort danach an Preußen (Provinz Sachsen, Regierungsbezirk Erfurt, Kreis Erfurt, ab 1932 Kreis Weißensee). Erst nach 1945 wird die Stadt mit dem Kreis Weißensee dem Land Thüringen zugeordnet. Von 1950 bis 1994 gehört sie zum wieder gebildeten Kreis Erfurt im Land Thüringen - von 1952-1990 innerhalb des DDR-Verwaltungsbezirkes Erfurt. Seit 1994 gehört Gebesee zum Landkreis Sömmerda im Freistaat Thüringen.

Literatur:
- Gründler, Oskar: Gebesee. Aus der Vergangenheit der Stadt, Gotha 1930.
- Bohlen, Louis: Chronik von Gebesee. Bearbeitet von Joachim Kuhles. Gebesee 1997.
- Kuhles, Joachim: Stadt Gebesee. Ein Beitrag zur Diskussion über die Minderstadt in Thüringen. - In: Sömmerdaer Heimatheft. Beiträge zur Heimatkunde des Landkreises Sömmerda und der Unstrut-Finne-Region 8 (1996). S. 3-18.
- Ders.: Vom Königsgut Karls des Großen zum Hersfelder Klosterbesitz. - In: Beiträge zur Geschichte und Kultur der Stadt Gebesee. 1 (1998).
- Donat, Peter: Gebesee - Klosterhof und königliche Reisestation des 10.-12. Jahrhunderts. Stuttgart 1999