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Elektronische Kommunikation


Archivleiter/in

Anne Groke


  • 1.800,0 lfm

    Bestand

  • (1196) ab 1493

    Laufzeit


Archivgeschichte

Über das Eisenacher Stadtarchiv liegen aus älterer Zeit nur spärliche Nachrichten vor. Ein Stadtarchiv war aber bereits im Mittelalter vorhanden. Es befand sich in einem feuerfesten Gewölbe im südöstlichen Teil des 1484 erweiterten und 1743 abgebrochenen alten Rathauses vor der Georgenkirche. Über den Zeitpunkt der Einrichtung dieses Archivs und seine Ordnung liegen keine Aufzeichnungen vor.

Im Stadtweinkeller, dem heutigen Rathaus, dagegen, den der Stadtrat als Amtsgebäude einrichten musste, als Herzog Johann Ernst 1596 bei der Verlegung seiner Residenz nach Eisenach das alte Rathaus als fürstliche Kanzlei in Anspruch nahm, ist wohl 1622 eine Briefkammer bezeugt, ein feuerfestes Archivgewölbe aber nicht nachweisbar. Das ist der Grund dafür, dass bei dem großen Stadtbrand von 1636 das im Rathaus aufbewahrte Schriftgut samt der Bibliothek fast restlos vernichtet, das Rathaus selbst aber nur bis auf das erste Geschoss eingeäschert wurde. Das in der Stadtrechnung von 1638/39 unter der Überschrift „Bücher in das Archiv gehörig“ begonnene Verzeichnis der wenigen geretteten Archivalien ist das einzige erhaltene Archivgutverzeichnung aus älterer Zeit.

Auch beim Wiederaufbau (1639 - 1641) des Rathauses erhielt das Archiv kein feuerfestes Gewölbe. Ein solches wurde erst bei dem von 1661 - 1663 durchgeführten Bau der neben dem Rathaus gelegenen Ratswaage geschaffen. Es war vom Rathaus durch eine eiserne Tür zu erreichen und hatte ein Bogenfenster nach dem Markt zu. Hier fanden die Archivalien bis zur Ausbombung des Gebäudes am 9. Februar 1945 eine sichere Unterkunft.

Das Archiv entbehrte aber einer laufenden Betreuung und wurde nur von Zeit zu Zeit in Ordnung gebracht. In erster Linie kam dafür der Stadtschreiber in Betracht. Er sollte nach Punkt 2 seiner Bestallungsurkunde vom 14. Juni 1684 „gemeiner Stadt Privilegia, i tem fürstliche Rescripta und andere des Rats Acta und Urkunden wie auch zwischen den Parteien ergangene Acta in fleißige Verwahrung und Registranda nehmen und dasjenige, was man auf des Rats Handelsstube täglich nicht benötigte, in das Archivgewölbe beilegen und davon gefährlicher Weise nichts abhandenkommen lassen.“ Offenbar genügte aber diese Tätigkeit nicht, denn am 8. Januar 1685 übertrug der Rat der Stadt die „Einrichtung des Archivs“ dem Bürgermeister Dr. jur. Johann Ernst Avemann und dem damaligen Stadtkämmerer und späteren Bürgermeister Johann Hartmann Wiegand, ebenfalls einem Juristen. Lange kann aber die Neuordnung nicht vorgehalten haben, denn am 29. Juli 1695 erhielt der Stadtschreiber Johann Sebastian Madlung 22 fl 18 Gr dafür, dass er „die in des Rats Archiv befindlichen Acta in Ordnung bracht“ hatte.

Geraume Zeit fehlen dann Nachrichten über das Stadtarchiv. Man legte offenbar wenig Wert darauf. Erst das älteste erhaltene Rathausinventar von 1810 besagt, dass sich im „untern Archiv“, d.h. im Archivgewölbe, lediglich zwei eisenbeschlagene Depositenkästen befanden, während die im 2. Stock gelegenen „Ratstube und Archiv“ mit Aktenreposituren und Schränken ausgerüstet waren. Sieben Jahre später erwartete man wohl von dem Stadtschreiber Christian Friedrich Billerbeck, dass er „sowohl die currente Ratsakten als das Stadtratsarchiv überhaupt in gehörige Ordnung und Repositur bringen werde“. Die Archivneuordnung aber, seit 1821 dringend gefordert, wurde erst von dem seit 1828 als Ratskopist und ab 1829 als Ratsregistrator tätigen Eisenacher Carl Friedrich Harsleben (1807 - 1836) begonnen. Seine Arbeit, die zur Anlage des jetzt noch für den städtischen Aktenbestand bis 1884 gültigen dreibändigen Repertoriums führte, wurde durch den aus Eisenach gebürtigen August Roese (1807 - 1891) beendet, der 1831 als Eisenacher Stadtschreiber begann und später als Eisenacher Oberbürgermeister tätig war.

Die geringe Wertschätzung gegenüber dem Archiv in der folgenden Zeit kommt in den dürftigen Angaben über das Eisenacher Stadtarchiv im „Wegweiser durch die historischen Archive Thüringens“, Gotha 1900, zum Ausdruck. Die alten Akten lagen 1892 ungeordnet und halb vermodert auf dem Rathausboden.
Erst nach dem ersten Weltkrieg begann Dr. Erich Keil mit der Wiederordnung der verwahrlosten Bestände. Ihm folgte 1925 der Eisenacher Heimarforscher und Sammler Hugo Peter (1852 - 1928), nach dessen Tod bis 1937 und von 1943 - 1945 Studienrat Hermann Kühn (1867 - 1947) und von 1937 - 1942 Dr. Ulrich Nicolai. Glücklicherweise waren die wertvollsten Archivalien rechtzeitig ins Reuterhaus verlagert worden, als am 9. Februar 1945 der Rathauskomplex von einer Luftmine so schwer getroffen wurde, dass man nur den ehemaligen Stadtweinkeller wieder aufbaute und die Nachbargebäude abriss.

Um die nach dem Angriff im Archivgewölbe befindlichen Archivalien zu retten, wurden sie im Mai 1946 provisorisch im Hauptpostamt sowie im Hause Karlstraße 4 untergebracht, und im Juli 1949 ins Hintergebäude des Schlosses verlegt. Hier befinden sie sich noch heute. Durch Kriegseinwirkung ist der Verlust nicht nur vieler Akten, sondern auch der Siegel- und Siegelstempelsammlung, des größten Teils der Bibliothek, fast aller Bilder und vieler Jahrgänge der Eisenacher Tageszeitungen zu beklagen.

Waren die Verwalter des Stadtarchivs bisher nur nebenamtlich tätig gewesen, so wurde am 1. August 1952 Hans Eberhard Matthes als erster hauptamtlicher Stadtarchivar angestellt und zugleich die Voraussetzungen für den Neuaufbau des Stadtarchivs gegeben.

In den 1950er Jahren war - per Gesetz verordnet - auch ein Kreisarchiv Eisenach entstanden. Anfangs in der Bahnhofstraße 38 untergebracht, wurde dessen Archivgut später in den Schlossturm auf der Esplanade verlagert, während sich die Bestände des Stadtarchivs seit 1949 im Hintergebäude des Stadtschlosses befanden. Eine Verordnung des Jahres 1976 legte schließlich fest, dass von nun an das Stadtarchiv Eisenach ein Bestandteil des Kreisarchivs sei. Eine räumliche Zusammenführung erfolgte jedoch nicht. Der Kreisarchivar Berthold war 1978 gestorben, Matthes starb zwei Jahre später. Die beiden Archivlager wurden nun von verschiedenen Sachbearbeitern betreut. Im Jahr 1990 wurde die kommunale Selbstverwaltung, die es zu Zeiten der DDR, als auch das Archivgut von Städten, Gemeinden und Kreisen staatliches Eigentum bildete, nicht gegeben hatte, wieder hergestellt. Ein Jahr später erfolgte die Trennung vom Stadtarchiv und Kreisarchiv Eisenach.